Einleitung

Die Geschichte einer Stadt ist generell ein komplexes Thema. Schließlich äußert sich Geschichte nicht nur in großartigen Taten einiger weniger berühmter Leute, sondern Geschichte ereignet sich überall, täglich, im Großen wie im Kleinen. Das ist gerade bei dem Siedlungstyp, wie er bei einer Stadt zugrunde liegt, besonders deutlich.

Die Geschichte einer Stadt wird nicht nur von den politischen Aktionen der gerade waltenden Staatsregierung "gemacht", sie ist geradezu Abbild des Lebens der Menschen. Und wie auch heute noch das Leben in einer Stadt nicht statisch vonstatten geht, sondern Veränderungen unterworfen ist, so war das auch schon vor über 2000 Jahren. Nicht nur soziale und ökonomische Faktoren sind maßgeblich. Auch die Geschichte, wie sie global erfolgt, mit ihren Kriegen und Friedensschlüssen, Eroberungen und Untergängen, wirft ihre Schatten wiederum auf das Leben einer Stadt. Wegen dieser Verquickung ist es geradezu notwendig, so den Blickwinkel zu öffnen, daß die Betrachtungsweise nicht einseitig bleibt und jeweils einen anderen Teil vernachlässigt.

Eine Siedlung als Stadt zu bezeichnen, erfordert nach dem geographischen Stadtbegriff, wie ihn Dietrich Hafemann referiert (1), mehrere Voraussetzungen: neben deutlicher Geschlossenheit und Dichte der Bebauung, einer gewissen Größe des Ortes auch städtisches Leben und eine gewisse Zentralität.

Dabei erfüllen viele Römerstädte Nordafrikas diese modernen Kriterien, unter ihnen auch Thugga. Denn gerade die Anzahl und Art der noch heute erhaltenen Bauten in und um den Kern von Thugga ist mit ein Indiz für eine solche Einordnung. Deshalb ist es durchaus gerechtfertigt, von Thugga als einer Stadt zu sprechen, da sie weder eine lockere Siedlung ist noch die Häuser weit auseinander stehen, aber auch die Anzahl der Tempel und "Luxus"-Anlagen wie Thermen und Theater sprechen dafür. Und Zentralität äußert sich in den Beziehungen zum Umland.

Im folgenden will ich also versuchen, einen Überblick über die Geschichte der Stadt Thugga zu geben, wie sie sich uns heute zeigt. Dabei ist es unumgänglich, auch die Entwicklungen in der Region zu betrachten, da, wie oben bereits erläutert, die Wechselbeziehungen ihren Einfluß nicht unverborgen lassen. Ebenso möchte ich auch nicht weiter auf die vorhandenen Inschriften eingehen, da dieses Gebiet schon alleine für sich sehr komplex und umfangreich ist.

In manchen Passagen folge ich dabei dem Buch von Claude Poinssot (2). Es erschien 1957 als erste umfassende Monographie über diese Stadt und faßte die in zahlreichen Mitteilungen veröffentlichten Artikel zusammen.

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Anmerkungen:

(1) D. Hafemann, Historische Geographie - Nordafrika, Afrika-Kartenwerk Beiheft N15 (1981), S. 7 (1983)

(2) Cl.Poinssot, Les ruines de Dougga2 (1983)